Mit herzlichen Grüßen
Hannelore Barke
http://www.hundesenioren.de ----- Original Message -----
From: animal learn
To: 'Hannelore Barke'
Sent: Friday, June 10, 2011 9:30 AM
Liebe Hannelore,
gerade in letzter Zeit werden wieder Artikel und Fernsehbeiträge von den
Medien ausgestrahlt, in denen angebliche Fachleute haarsträubenden Unsinn
verbreiten, wie mit Hunden umgegangen werden soll. Da werden Tipps gegeben,
die eindeutig in die Tierschutzrelevanz gehen und ich finde, es ist an der
Zeit, Stellung zu beziehen. Nur dadurch, dass wir unsere Stimme erheben,
können wir die Medien und Zuschauer bzw. Leser darauf aufmerksam machen,
dass nicht jeder selbst ernannte Experte wirklich fachlich versiert ist und
man solchen Ratschlägen sehr kritisch gegenüber stehen sollte. So bleibt den
Hunden hoffentlich vieles erspart von dem, was da so empfohlen wird! Deshalb
wäre ich froh, wenn Du unsere Stellungnahme durch Deinen Verteiler schicken
würdest. Weitere werden folgen! Wir hoffen, dass unser Beispiel Schule
macht. Je mehr Reaktionen die entsprechenden Redaktionen bekommen, je
schneller kommen sie hoffentlich ins Nachdenken - zum Wohle unserer Hunde!
Liebe Grüße,
Clarissa
http://www.animal-learn.dehttp://www.gewaltfreies-Hundetraining.deanimal learn
Clarissa v. Reinhardt
Am Anger 36
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Tel.: 08051/ 961 710
Fax: 08051/ 961 71 17
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animal.learn@t-online.de-----------------------------------------------------------------------Zuschauermeinung
Bremer Tierladen vom Freitag, 03.06.2011 mit Mona Göbel
Sehr geehrte Damen und Herren,
die oben genannte Sendung, in der die Hundetrainerin Mona Göbel
zitiert wurde, war so voller fachlicher Fehler und in den getätigten
Äußerungen teilweise so tierschutzrelevant, dass es schon an
Fahrlässigkeit grenzt, diese in Umlauf zu bringen. Frau Göbels
Aussagen sind in weiten Teilen nicht mit einer tierschutzkonformen
und auch nur annähernd artgerechten Hundehaltung zu vereinbaren
und wenn es Ihr Anliegen war, mit dieser Sendung über den richtigen
Umgang mit Hunden zu informieren, ist Ihnen dieser Versuch leider
gründlich misslungen.
Natürlich ist es vor allem bei Beißvorfällen wichtig, nach der Ursache
für das Verhalten des Hundes zu forschen. Frau Göbel verstrickt
sich hierbei aber stark in Widersprüche. Laut ihrer Aussage werden
vor allem Kinder gebissen. Auf die Nachfrage der Moderatorin,
welcher der häufigste Grund sei, weshalb es zu Beißvorfällen kommt,
nennt Frau Göbel den Instinkt, allen voran den Territorialinstinkt des
Hundes. Diesen gilt es laut Frau Göbel in den Griff zu bekommen. Nun
würde sich dem Zuhörer ja die Frage stellen, weshalb der
Terrritorialinstinkt dann ausgerechnet bei Kindern am stärksten zum
Tragen kommt?!
Als nächstes fabuliert Frau Göbel, diesen Territorialinstinkt gelte es
dadurch in den Griff zu kriegen, dass der Hund sich auf einer Art
festgelegten Toilette auf Signal lösen soll und nicht auf dem
Spaziergang markieren darf. Hier gilt zunächst einmal richtig zu
stellen, dass nicht jegliches Urinieren auf einem Spaziergang einem
Markieren gleich kommt. Der Hund uriniert auch, wenn er schlicht
und ergreifend mal "muss", weil seine Blase voll ist. Selbst wenn der
Hund markiert, gehört dies zu den artspezifischen Verhaltensweisen,
die ein Hund naturgegeben in sich trägt. Dieses Verhalten bei
Androhung von Strafe verbieten zu wollen, zeugt nicht nur von
unglaublicher fachlicher Inkompetenz, sondern auch von einer
beinahe nicht zu überbietenden Ignoranz gegenüber dem natürlichen
Verhalten eines anderen LEBEwesens. Frau Göbel scheint überhaupt
nicht bewusst zu sein, welchem massiven Stress ein Hund durch diese
Maßnahme ausgesetzt ist. Man stelle sich nur einmal die psychische
und physische Qual vor, wenn ein Hund beispielsweise Durchfall hat
und auf das „erlösende“ Signal des Halters warten muss. Darüber
hinaus fragt man sich, welcher Natur die Psyche eines Menschen
gestrickt ist, der es nötig hat, so sehr über ein anderes Lebewesen
herrschen zu wollen, dass er sogar dessen Kot- und Urinabsatz
kontrollieren will?!
Wird ein Tier über einen längeren Zeitraum daran gehindert,
Verhaltensweisen auszuleben, die zu seinem normalen
Verhaltensrepertoire gehören, kommt es zum
Kompensationsverhalten, dass sich in Verhaltensanomalien
unterschiedlicher Art und Weise zum Ausdruck bringen kann. Mit
den Tipps der von Ihnen ausgesuchten "Fachfrau" wird sich der Hund
im Training also eindeutig im Verhalten verschlechtern, statt
verbessern - wofür der Kunde dann auch noch Geld zahlt. Nach Frau
Göbels Theorie wäre es zudem so, dass alle Hunde, die sich nicht auf
Signal lösen und beim Spaziergang einfach dorthin pieseln dürfen, wo
sie wollen, Kinder beißen - was vollkommen absurd ist. Keine Studie
der Welt belegt diese Behauptung. Tatsächlich kommt es vor allem
dann zu Beißvorfällen mit Kindern, wenn diese von Erwachsenen (den
Eltern oder anderen) nicht sorgfältig genug im Umgang mit Hunden
angeleitet wurden.
Frau Göbel legt weiterhin großen Wert darauf, ihrer Hündin keine
Leckerchen aus der Hand zu geben. Auf die Frage der Moderatorin,
weshalb dem so ist, begründet Frau Göbel ihr Vorgehen damit, dass
aus Sicht des Hundes unsere Hand unser Ersatzmaul sei und kein
Hund etwas Leckeres, das er im Maul hat, freiwillig einem anderen
Hund abgeben würde. Hier sei angemerkt, dass ein Hund - und dies
ist wissenschaftlich belegt, bitte vergleichen Sie Studien über die
kognitiven Fähigkeiten von Hunden, zum Beispiel von Dr. Adam Miklosi
und Prof. Marc Bekoff - durchaus über so viel Intelligenz verfügt,
dass er weiß, dass wir Menschen einer anderen Spezies angehören
und uns deshalb auch anders verhalten. Und mit Sicherheit weiß ein
Hund, dass unsere Hand nicht unser Maul ist. Dr. Erik Zimen wies
schon Anfang der 80er Jahre auf die für die Mensch-Hund-
Beziehung so wichtige "sozial bedingte Kindlichkeit" von Hunden hin,
die unter anderem daraus resultiert, dass wir Menschen Hunde
füttern - ähnlich wie es Eltern mit ihren Kindern tun, übrigens auch
Hundeeltern mit ihren Kindern/ Welpen. Vor diesem Hintergrund
wirken die Äußerungen von Frau Göbel nicht nur befremdlich, sondern
auch vollkommen überflüssig.
Erschreckend ist zusätzlich die Tatsache, dass Frau Göbel ihre
eigene Hündin dem Stress im Fernsehstudio aussetzt, nur um sich
selbst zu profilieren. Ihr ist dabei auch bewusst, was sie tut, denn
sie erklärt sogar, woran man erkennt, dass ihre Hündin stark
gestresst ist. Zum einen daran, dass sie hechelt, obwohl es im Studio
gar nicht so warm ist, zum anderen daran, dass sie kleine Falten bei
Stress bekommt, die man jetzt gut erkennen könne. Wie kann man als
kynologische Expertin - und die gibt Frau Göbel ja vor zu sein - den
eigenen Hund wissentlich und völlig überflüssig dieser Belastung
aussetzen? Das wäre so einfach zu vermeiden. Frau Göbel hätte sich
bei der Arbeit mit ihrer Hündin in gewohnter, stressfreier
Umgebung filmen lassen können, die Aufnahmen hätten in die
Sendung eingespielt werden können. Wieder einmal muss man sich
fragen, wo der gesunde Menschenverstand bleibt?!
Für die Zukunft wäre es wünschenswert, wenn sich Ihre Redakteure
und Moderatoren nicht von blumigen Worten blenden lassen, sondern
angebliche Experten genauer auf ihre Ansichten und vor allem auf
ihre Fachkompetenz prüfen, bevor diese eingeladen werden und die
Möglichkeit erhalten, ihr (Halb)Wissen von sich zu geben und zu
verbreiten. Mit dem großen Einfluss der Medien ist auch sehr viel
Verantwortung verbunden. Dieser gilt es zum Wohle der Hunde
gerecht zu werden.
Mit hunde-freundlichen Grüßen
Marion Nieveler
für den kynologischen Fachkreis
http://www.gewaltfreies-Hundetraining.de