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BeitragVerfasst: 01.05.2014, 10:55 
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Artikel vom 30.4.2014
Rumänien Ein Leben für die Streuner
Seit Jahresbeginn dürfen Straßenhunde in Rumänien laut Gesetz getötet werden. Petra Ciocan kämpft um die Leben der Streuner - und riskiert dabei ihr eigenes
Text von Wiebke Plasse

Die junge Mischlingshündin mit den bernsteinfarbenen Augen streckt ihre Pfoten durch die verdreckten Gitterstäbe und winselt. Der Boden in ihrer Box ist aus kaltem Stein, nur eine brüchige Holzpalette schützt sie vor der Kälte. Ihr Trockenfutter, wahllos über den Boden verteilt, vermischt sich mit Urin, Kot und Wasser. Die Näpfe sind leer. Auch andere der 300 Hunde, die sich mit ihr im Tierheim befinden, betteln um Beachtung. Andere springen an die Türen, bellen aggressiv und aufgeregt. Wieder andere liegen regungslos in einer Ecke, sind abgemagert und krank. Der Geräuschpegel ist verstörend, wird vom beißenden Gestank aber noch übertroffen.

Freiwillig sieht sich das Elend in den öffentlichen Tierheimen von Rumänien wohl niemand an. Deshalb verbergen in Giurgiu, wie auch in den hundert anderen Tierheimen des Landes, hohe Tore den Blick auf das Elend. Petra Ciocan kommt jeden Tag freiwillig hierher. Die 46-jährige Rumänin arbeitet seit etwa zwei Jahren mit der deutschen Einrichtung "Ein bisschen Wärme" und seit Anfang des Jahres mit der österreichischen Organisation "Wahro" (World Animal Help & Rights Organisation) zusammen. Von ihnen bekommt sie Spendengelder, von denen Ciocan Futter kaufen und die Hunde medizinisch versorgen kann. "Die Situation verschlimmert sich täglich", sagt die Tierschützerin und kämpft mit den Tränen. "Ich kann den Hunden nicht mehr versprechen, dass alles gut wird."



Seit das Gesetz zur Tötung von Straßenhunden Anfang 2014 in Kraft getreten ist, bringen die Hundefänger täglich etwa 20 neue Hunde in das Tierheim. Zwei Mitarbeiter sowie ein Veterinär können dieser Menge schon lange nicht mehr gerecht werden - aber sie wollen es auch gar nicht. "Die meisten Rumänen empfinden nichts als Hass für Hunde." Das Bewusstsein spiegle sich im Umgang wider: "Haben die Hunde mit dem Bewachen der Häuser ausgedient, setzen die Leute sie an den Rand viel befahrener Straßen." Andere hinterlassen die Hunde in abgelegenen Dörfern ihrem Schicksal - unkastriert. Die unkontrollierte und unerwünschte Vermehrung ist dann programmiert. Immer häufiger findet Ciocan auch ausgesetzte Welpen, die noch viel zu jung sind, um ohne ihre Mutter zu überleben: "Die Leute wissen, welche Strecke ich täglich fahre. Was aber wäre, wenn vor mir ein anderer vorbeikäme?", fragt sie.

Das Geschäft mit dem Tod

Als die Medien im September 2013 meldeten, dass ein vierjähriger Junge in einem Bukarester Park von Streunerhunden getötet worden sei, kochten die Emotionen über. Besorgte Eltern sprachen sich für die Tötung aller herrenlosen Hunde aus. "Wir sind kein Hundefutter!", demonstrierten sie. Rumäniens Staatspräsident Traian Basescu reagierte mit der Wiedereinführung eines Gesetzes, das beim Eintritt Rumäniens in die Europäische Union im Jahr 2007 außer Kraft gesetzt wurde. Damit dürfen seit Jahresbeginn entgegen bestehender EU-Richtlinien wieder Streunerhunde eingefangen und, sofern nicht vermittelt oder von einem Besitzer wiedererkannt, nach 14 Tagen Aufenthalt im Tierheim getötet werden. Staatliche Behörden wie die "ASPA" (die rumänische Verwaltung für die Kontrolle und den Schutz von Tieren) animieren Hundefänger sogar mit Belohnungen von bis zu 50 Euro pro gefangenen Hund zum Mitmachen.

Innerhalb der ersten Januarwoche hatte sich die Zahl der Mitarbeiter so bereits von zwölf auf 44 erhöht. Allein in Bukarest sollen nach offiziellen Angaben seitdem etwa 18.000 Hunde gefangen und 7000 getötet worden sein. Die Tierheime erhalten eine finanzielle Unterstützung für die Unterbringung und die anschließende Tötung. Beides kann den Einrichtungen dennoch nicht billig genug sein. Erst kürzlich rief ein Internetportal einen Wettkampf aus: Gesucht wurde der Tierarzt, der die günstigste Euthanasie im ganzen Land anbietet. Tierschutz spielt für Rumänen keine Rolle. "Das Geschäft mit den Hunden ist viel zu lukrativ", weiß Petra Ciocan. "Es geht um große Mengen Geld ", sagt sie. Die Tierschützer sind sich einig, dass hinter dem erlassenen Gesetz eine Art Streuner-Mafia steckt. Vermehrt kommen Gerüchte auf, dass zuvor gefangene und teilweise schon kastrierte Hunde in Nachbarstädte ausgeführt und dort von den Hundefängern erneut gefangen werden. Dann kassieren sie doppelt Geld.

"Ich habe alles verloren, aber bin reicher denn je"

Auch in Giurgiu, Petra Ciocans Geburtsstadt, ist das Töten erlaubt. Der Mutter einer 25-jährigen Tochter bricht es das Herz. Während sie einen der Hunde durch die verschmutzten Gitter streichelt, fährt sie fort: "Das Gesetz hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt." Schon ihr Vater engagierte sich ehrenamtlich für die streunenden Tiere. Petra übernahm nach seinem Tod vor zwei Jahren diese Aufgabe - in Vollzeit. Seit Jahresbeginn hat sie der streunenden Hunden wegen ihr bisheriges Leben ganz aufgegeben: "Ich habe meine Wohnung verloren, weil ich kranke Hunde mitbrachte. Ich habe meinen Mann verloren, weil der damit nicht leben konnte. Aber all das sind mir die Hundeleben wert", rechtfertigt sie.

Ciocan betont immerzu, dass sie nichts dergleichen zum Glücklichsein brauche. Die selbstlose Tierschützerin und ihr quietschgelber Transporter - das "Pet(ra) Mobil" - sind mittlerweile überall bekannt: Manch einer mag sie bewundern und dankbar sein. An diese tierlieben Rumänen wendet sich Ciocan auch, wenn sie mal Hilfe braucht. Der Großteil aber, so weiß sie, hält sie für verrückt. "Die meisten Leute können nicht nachvollziehen, wie man Hunde so sehr lieben kann." Beschimpfungen und Drohungen sind keine Seltenheit. Doch das kann ihre Entschlossenheit nicht erschüttern. "Auch von den schlimmsten Anfeindungen lasse ich mich nicht unterkriegen. Ich habe ein Ziel: So viele Hunde wie möglich vor dem Tod bewahren."

Jeden Schritt ihres Lebens für die Hunde

Ihr Tagesablauf ist seit Januar durchgetaktet: Morgens macht sich Ciocan auf den Weg ins öffentliche Tierheim, um zu klären, welche Hunde getötet werden sollen. Wer auf der Liste steht, bekommt einen Platz in ihrem "Dogsland", einer 13.000 Quadratmeter großen Fläche am Stadtrand. Innerhalb der letzten sechs Monate hat Ciocan mit ehrenamtlichen Helfern diese Auffangstation errichtet. Die geretteten Hunde - derzeit etwa 400 - leben hier in artgerechter Rudelhaltung, haben Rückzugsmöglichkeiten, wettergeschützte Boxen und - das ist Ciocan das Wichtigste - Menschen um sich herum, die sie lieben. Mittlerweile schafft das "Dogsland" sogar Arbeitsplätze: Vier Mitarbeiter erhalten einen angemessenen Lohn für ihre Tierliebe. Ein Mitarbeiter verbringt zum Schutz der Hunde sogar die Nächte vor Ort.

Durch die Unterstützung der Organisationen "Wahro" (World Animal Help & Rights Organisation) und "Ein bisschen Wärme" werden momentan unter Hochdruck Patenschaften abgewickelt, über die das Dogsland je Tier 15 Euro im Monat erhält. Damit kann Ciocan den Hunden eine Grundversorgung bieten und sie nach und nach in gute Hände vermitteln. Seit Ende März hat Ciocan außerdem eine kleine Krankenstation geschaffen, in der verwaiste Welpen oder kranke Hunde aufgepäppelt werden können. Auch diese kann sie ausschließlich durch Spenden finanzieren.

Hoffnungslosigkeit als stummer Begleiter

Petra Ciocan und ihre Helfer wissen, dass ihre Arbeit nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Ohne eine Gesetzesänderung kommen sie aus dem Teufelskreis nicht heraus. Holen sie Hunde aus den öffentlichen Tierheimen, um ihnen den Tod zu ersparen, bedeutet das für die Hundefänger nur, dass sie den freien Platz neu belegen können. Dabei sei in den vergangenen Jahren längst bewiesen worden, dass das Töten keine Lösung ist, sagt Ciocan. Die einzige nachhaltige Methode sei das flächendeckende Kastrieren. Auch Unterricht an Schulen im Umgang mit Hunden, wie es Organisationen wie Vier Pfoten anbieten, ist ein vorbildliches und gewaltloses Modell.

Sie spricht nicht gern darüber, gibt aber zu: "Hoffnungslosigkeit ist mein stummer Begleiter." Von den Fortschritten für den Tierschutz, die sie sich einst vom Beitritt zur Europäischen Union versprach, ist bis heute nicht viel zu sehen. "So lange die rumänischen Politiker schamlos so weitermachen können, wird sich nichts in diesem Land ändern", glaubt sie.

Von den Medien hat Ciocan wenig Unterstützung zu erwarten. Das zeigt ein pikantes Detail: Laut Obduktionsbericht wurde der Junge, dessen Tod als Vorwand für das Tötungsgesetz diente, nicht von streunenden Hunden angegriffen. In den rumänischen Medien war darüber nichts zu lesen. Und auch Brüssel schweigt.

Weiterführende Informationen:

Wahro (World Animal Help & Rights Organisation): wahro.org

Ein bisschen Wärme: ein-bisschen-waerme.de/

sowie Einblicke in das Dogsland: facebook.com/ProjectStraysatDOGSLAND


http://www.geo.de/GEO/natur/tierwelt/ru ... 8.html?p=2


http://www.geo.de/GEO/natur/tierwelt/ru ... 8.html?p=2
Hier gibt es Bilder zum Artikel und einige Kommentare.

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Liebe Grüße von Doris
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Verfasst: 01.05.2014, 10:55 


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BeitragVerfasst: 01.05.2014, 12:47 
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Ich wollte, ich könnte ausführlicher lesen. Das hole ich sicher mal nach :oops:

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„Man hat nicht ein Herz für Menschen und eines für Tiere. Man hat ein einziges Herz oder gar keins.“
―Alphonse de Lamartine



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